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Nachhaltige Landwirtschaft 2021

In der Woche vom 25.08 bis 1.09.2021 fand für 20 Teilnehmende zwischen 16-25 Jahren in Seewald im Nordschwarzwald das Grünblick Workcamp zum Berufsfeld „Landwirtschaft“ statt. Ziel der Woche war es Orientierung für die Berufswahl für grüne und nachhaltige Berufe zu bekommen im gesamten Ernährungsbereich, inklusive Agrarinvestments. Nebenbei konnten die Jugendlichen in Workshops, Gruppenarbeiten und Begegnungen das Öko-Dorf Schernbach der „Gemeinschaft Sonnenwald“ und der „Akademie für angewandtes gutes Leben“ als Beispiel für ein nachhaltiges Zusammenleben von Morgen kennen zu lernen.

Die Teilnehmenden kamen insbesondere aus Bayern, Baden-Württemberg und dem Saarland, getrieben von der Neugier, für ihren privaten Alltag als auch für ihr Studium und Ausbildungsfeld nachhaltige Tipps und Handlungsmöglichkeiten zu entdecken. Manche wollten einfach konkrete Tipps, wie sie auf Balkon und Garten pestizidfrei Gemüse anbauen können, andere hatten ein Bauernhof geerbt und suchten zukunftsfähige Perspektiven und der dritte Teil wollte insgesamt das System Landwirtschaft verstehen, um als Betriebswirt:in, Investmentberater:in oder Politiker:in die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auch das Vorwissen war sehr divers, vom ersten Mal im grünen Klee zu stehen, bis hin zu fundierten Interessen und sogar Erfahrungen mit Permakultur, Agroforstwirtschaft, Terra Preta oder Ökotrophologie.


Ernährungswende praktisch erfahren

Das Workcamp hatte für die meisten dieser Fragen einen Raum zu bieten: Der Donnerstag begann mit den persönlichen Erwartungen und den globalen Herausforderungen, die wir anhand von Vorträgen der Landwirte und dem Doughnut-Model kennen lernten. Dazu wurde das Konzept der Doughnut-Ökonomie von Prof. Kate Raworth vorgestellt, welches in einer Grafik die sozialen Herausforderungen und Ökologischen Grenzen darstellt, bezogen auf die Welt, auf eine Land oder auch auf ein Unternehmen. Um hierzu praktische Beispiele in allen Städten der Teilnehmenden zu zeigen, wurde die Kartevonmorgen.org vorgestellt und entdeckt, eine interaktiven Onlineplattform für Initiativen des Wandels und für nachhaltige Unternehmen. Die Teilnehmenden hatten die Aufgabe, ihr eigenes Lebensumfeld auf der Nachhaltigkeitskarte zu erkunden, neue Einträge zu kartieren und bereits gelistete Organisationen zu bewerten sowie in ihren sozialen Netzwerken zu teilen.

Freitag, Samstag und Montag konnten die Teilnehmenden Vormittags in einem von fünf Arbeitsbereichen mithelfen und praktische Erfahrungen sammeln: Gemüsebau im Permakultur-Garten, Herdenmanagement, regenerative Agrikultur, Imkere und die offene Werkstatt (Fahrräder- und Maschinenreparatur).

Den Sonntag nutzen wir als traditionellen Ruhetag mit einem Blick auf die Welt anhand eines diskussionsorientierten Workshops zu den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs), die als Rallay durch den Seminarort führten.

Die Bewohner des Öko-Dorfs Schernbach verfolgen einen nachhaltigen Lebensstil und versorgen sich größtenteils selbst. Gleichzeitig ist die extensive Landwirtschaft ein innovatives Forschungslabor, wofür sich auch die größten Lebensmittelkonzerne Europas interessieren, was im Ort für politische Spannungen sorgt, inwieweit man dem bestehenden, kapitalistischen System zu einer Transformation verhelfen kann bzw. Ob man sich prinzipiell von den Aktienkonzernen fernhalten muss und eine alternative, kooperative Ökonomie aufbauen kann.

Die Teilnehmenden hatten während des Workcamps die Möglichkeit Einblicke in die verschiedenen Bereiche des eigenständigen Dorfes zu bekommen: Kühe striegeln, gemeinsam Äpfel ernten, den Hühnerstall umstellen, Arbeiten auf dem Gemüseacker oder das Bauen von Weidezäunen. Zudem bekamen sie Einblicke in das Zusammenleben und die Struktur der Gemeinschaft, sowie eine Exkursion zu einem Bio-Bauern. Auf dem Bio-Hof erlebten die Teilnehmenden den Arbeitsalltag eines Bio-Landwirts im realen Wirtschaftsumfeld. Sie diskutierten über Tierhaltung, Milchpreise, Arbeitsbelastung, Wertschätzung innerhalb der Gesellschaft und der beruflichen Perspektive von Landwirt*Innen hinsichtlich des Klimawandels. Auch wurde der gesellschaftliche Trend hin zur vegetarischen und veganen Ernährung sowie deren Auswirkungen auf die traditionelle Landwirtschaft diskutiert.


Die Suche nach dem persönlichen Lebensweg

Der zweite Teil des Workcamps, meist die Nachmittage, bestand darin, sich neben den fachlich-praktischen Inhalten ganz konkret mit der persönlichen Berufsorientierung auseinanderzusetzen. In gemeinsamen Gesprächen und Reflexionen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit sich mit ihren eigenen Potenzialen, Stärken, Talenten und Träumen zu befassen. So wurden anhand der Ikigai-Methode, ein Modell für Lebensglück, die Fragen visualisiert, „Worin bist du gut?“, „Was liebst du?“, „Was braucht die Welt?“, sowie „Wofür du bezahlst werden kannst?“.

Abgeschlossen wurde die Woche mit einem professionell angeleiteten Wandercoaching von movingmountains.eu, welches darauf ausgelegt war, den Teilnehmenden ihre persönlichen Wünsche und Potenziale, unabhängig von alltäglichen Einflüssen (Eltern, Schule und sozialem Umfeld) zu verdeutlichen. Somit bekamen die Teilnehmenden abschließende Impulse bezüglich ihrer Berufsorientierung sowie eine konkrete Anleitung für die nächsten Schritte.



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